160
8 mit Mittel- und 9 mit Südamerika her. Zwei Linien ver-
binden uns mit Ostasien, 13 mit Afrika und 2 mit Australien.
Mit der Hebung der deutschen Seeschiffahrt hat gleich-
zeitig eine mächtige Förderung des deutschen Schiffbaues
stattgefunden. Einst bezog Deutschland seine besten Schiffe
aus England, jetzt aber genießen die Werften von Hamburg,
Bremen, Stettin und Danzig Weltruf, und nach eigenem Ge-
ständnis der Engländer kann heute der deutsche Schiffbauer
von dem englischen nichts mehr lernen.
c. Das Seetelegraphennetz.
Im Dienste der Weltpost steht nicht nur das völker-
verbindende Meer mit seiner ins Riesenhafte gewachsenen
Welthandelsflotte, sondern auch den Telegraphen hat sie sich
in ihrem überseeischen Verkehr dienstbar gemacht. Ein ge-
waltiges Seetelegraphennetz von 187 Millionen Seemeilen, das
seinen Hauptausgangspunkt in Nordwesteuropa hat, stellt eine
enge Verbindung unter den verschiedenen Nationen her und
macht es möglich, daß ein Hamburger Kaufmann innerhalb
weniger Stunden auf den Märkten zu New York oder zu
San Francisco seine Wareneinkäufe machen kann. So ist auch
das unterseeische Kabel für den internationalen Handelsverkehr
von allergrößter Bedeutung. 14 große Kabel, die meist von
England, Frankreich und Lissabon ausgehen, stellen die Ver-
bindung Europas mit Amerika her. Bis zum Jahre 1900 war
Deutschland in seinem Telegraphenverkehr mit Amerika auf
das Ausland angewiesen ; aber seine hervorragende Stellung im
Welthandelsverkehr erforderte, daß es sich durch Legung eigener
Kabel vom Ausland freimachte. Dieser Notwendigkeit stellten
sich aber große Schwierigkeiten entgegen, da eine Benutzung
fremden Gebiets nicht zu umgehen war. Als erste Frucht
fortgesetzter Bemühungen entstand im Jahre 1897 ein Kabel
von Emden nach Vigo in Spanien, das eine Länge von 2060 km
hat. Der ursprüngliche Plan einer Fortführung dieses Kabels
nach Nordamerika mußte wegen der starken Inanspruchnahme
auf der Strecke Emden—vigo aufgegeben werden. Doch schritt
man bald zur Ausführung einer direkten Kabelverbindung von
Emden über die Azoren nach New York, nachdem es gelungen
war, bei den interessierten Regierungen die erforderlichen
Landungsrechte zu erlangen. Am 1. September 1900 konnte
dieses Kabel, dem man den Namen »Adlerlinie« gegeben hat und
das 7671 km lang ist, in Betrieb genommen werden. Die ersten
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Extrahierte Ortsnamen: Ostasien Afrika Australien Deutschland England Hamburg Bremen Stettin Nordwesteuropa San_Francisco England Frankreich Lissabon Europas Amerika Deutschland Amerika Emden Spanien Nordamerika Emden
— Xi —
Tromnau, Kulturgeographie des Deutschen Reiches.
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Schünemann, C., Norddeutscher Lloyd.
Berichtigungen.
Seite 13, Zeile 20 lies acht statt neun.
„ 53, „ 4 v. u. sind Werra und Fulda zu umstellen.
„ 54, „ 15 lies Eggegebirge statt Erzgebirge.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: C._V. Philipp Philipp Emil Lötz Arthur Jentsch Schünemann Lloyd
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Fulda
148 —
So steht Deutschland, das auch vor zwei Jahrzehnten
durch Erwerbungen in Afrika und in der Südsee in die Reihe
der Kolonialmächte eingetreten ist, stolz, mächtig und einig da,
jenes Deutschland, das früher seiner politischen und wirtschaft-
lichen Zerrissenheit wegen der Spott fremder Nationen war.
c. Die Wege des deutschen Welthandels,
aa. Seewege.
Der Ozean ist die eigentliche »Hochstraße« des Welt-
verkehrs. Auf ihm wird der bei weitem überwiegende Teil
des Güteraustausches zwischen den verschiedenen Nationen
vermittelt. Weltverkehr ist zum größten Teile Seeverkehr.
Der Atlantische Ozean. Unter allen Seewegen ist er die
wichtigste Fahrbahn und wird es auch aller Wahrscheinlichkeit
nach für alle Zeiten bleiben. Auf ihm ist die Seeschiffahrt zu
höchster Entfaltung gelangt, besonders seit jener Zeit, wo die
Dampfkraft sich in ihre Dienste stellte. Das dichteste Netz von
Dampferlinien ist über den Atlantischen Ozean ausgebreitet.
Deutschland hat daran einen bedeutenden Anteil. Ungemein
zahlreich sind die Linien, die von den Nordseehäfen Hamburg
und Bremen ausgehen und die Verbindung mit der Ostküste
von Nord-, Mittel- und Südamerika herstellen. Unter den
Schiffahrtsgesellschaften, die diesen Verkehr vermitteln, ragen be-
sonders zwei hervor : der Norddeutsche Lloyd und die Hamburg-
Amerika-Linie. Außer diesen sind noch zwei andere in größerem
Umfange an dem Verkehr mit Amerika beteiligt: die Hamburg-
Südamerikanische Dampfschiffahrtsgesellschaft und der Ham-
burger Kosmos. Am lebhaftesten gestaltet sich der Verkehr
zwischen Deutschland und Nordamerika; aber auch der Güter-
austausch mit Südamerika und Westafrika ist ein sehr reger.
Die wichtigsten Zielpunkte für den deutschen Schiffsverkehr
nach Amerika sind New York, Baltimore, Quebec, Halifax,
Galveston, La Guayra, Manaos und Buenos Aires. Auch nach
San Francisco an der Westküste von Amerika besteht ein regel-
mäßiger Verkehr von Hamburg aus.
Die Nordsee ist als Zugangsstraße zum Atlantischen
Ozean für Deutschlands Welthandel von größter Bedeutung.
Ihr Schiffsverkehr ist wahrscheinlich uralt wie der des Mittel-
meers. So berichtet schon Tacitus von der Handelsblüte
Londons. Genauer bekannt sind die gefürchteten Räuberfahrten
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Afrika Deutschland Atlantische_Ozean Deutschland Nordseehäfen_Hamburg Bremen Norddeutsche_Lloyd Hamburg- Amerika Deutschland Nordamerika Westafrika Amerika Baltimore Quebec Halifax La_Guayra Buenos_Aires San_Francisco Amerika Hamburg Deutschlands Londons
— 150
und der hauptsächlich vom Norddeutschen Lloyd, der Hamburg-
Amerika-Linie und der Levante-Linie vermittelt wird.
Das Mittelmeer zeigt schon im frühesten Altertum ein sehr
reges Verkehrsleben. Zuerst waren es die Phönizier, dann die
Griechen und Karthager, die mit ihren Fahrten das Mittelmeer
belebten. Später wurden Massilia (das heutige Marseille),
Alexandria und Byzanz (Konstantinopel) und zur Zeit der
Kreuzzüge Venedig und Genua zu Brennpunkten des Mittelmeer-
verkehrs. Mit der Entdeckung Amerikas und des Seeweges
nach Ostindien verlor das Mittelmeer seine Bedeutung für den
Weltverkehr, und erst die Eröffnung des Suezkanals hat es
wieder zu Ehren gebracht und zu einem wichtigen Gliede in
dem Seewege von Europa nach Indien und Ostasien gemacht.
Der Suezkanal ist der erste künstliche Weltschiffahrts-
weg, der seinesgleichen auch in ferner Zukunft kaum finden
dürfte. Von dem Franzosen Lesseps erbaut, haben sich die
Engländer mit der Zunahme ihres Einflusses in Ägypten in den
Besitz dieses hochwichtigen Seekanals zu setzen gewußt. Und
da sie neben diesem auch die bedeutsamen Knotenpunkte
Gibraltar, Aden, Singapore und Hongkong besitzen, so be-
herrschen sie gleichsam den gesamten Seeweg von Europa
nach Indien und Ostasien.
Der Indische Ozean. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß
er schon früher als das Mittelmeer von einem regen See-
verkehr belebt wurde. Eine größere Bedeutung für den Welt-
verkehr erlangte er erst durch Vasco de Gama, der von der
Südspitze Afrikas nach Indien vordrang. Der Bau des Suez-
kanals hat seinen Verkehrswert weiter wesentlich erhöht. Für
uns bildet er den Zugang zu unserem ostafrikanischen Kolonial-
besitz, führt nach Ostindien, Australien und bildet die
Durchgangsstraße nach unseren Kolonien in der Südsee. Die
wichtigsten deutschen Dampferlinien, die von Europa aus ent-
weder durch den Suezkanal oder um das Kap der Guten
Hoffnung den Indischen Ozean befahren, sind: die Hamburg-
Amerika-Linie und der Norddeutsche Lloyd, die gemeinsam den
Verkehr nach Ostasien betreiben, weiter die Ostafrika-Linie, die
deutsche Dampfschiffsreederei in Hamburg, die Australia-Sloman-
Linie und die Bremer Hansa.
Der Große Ozean. Ehemals eine verkehrslose Wasser-
wüste, ist heute der Stille Ozean zu einer wichtigen Straße des
Weltverkehrs geworden. Wird aber erst durch den geplanten
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Ortsnamen: Hamburg- Massilia Marseille Alexandria Byzanz Konstantinopel Venedig Genua Amerikas Ostindien Europa Indien Ostasien Hongkong Europa Indien Ostasien Indische_Ozean Afrikas Indien Ostindien Australien Europa Hamburg- Ostasien Hamburg
151
Panamakanal die Verbindung zwischen dem Atlantischen und
Großen Ozean hergestellt sein, dann können wir diese neue
Bahn des Weltverkehrs zu den wichtigsten Welthandelsstraßen
zählen. Deutschlands Interessen im Großen Ozean gründen
sich einesteils auf die lebhaften Handelsbeziehungen mit
auen wichtigeren Häfen Ostasiens, zum andern auf seinen
bedeutenden Kolonialbesitz in der Südsee (der südliche Teil
des Großen Ozeans). Der Handels- und Schiffsverkehr in den
ostasiatischen Gewässern wächst von Jahr zu Jahr, und nächst
der englischen spielt die deutsche Flagge die Hauptrolle. Selbst
am Küstenverkehr Hinterindiens, Chinas usw. ist Deutschland
in größerem Umfange beteiligt.
Der Hauptverkehr von Deutschland nach Ostasien vollzieht
sich auf dem Wege Hamburg—bremen—suez—singapore—
Shanghai—j okohama.
Die Südsee ist von ganz besonderer Wichtigkeit für
Deutschlands wirtschaftliche und politische Interessen. Dort
besitzen wir das Kaiser-Wilhelms-Land auf Neu-Guinea, den
Bismarck-Archipel, die Salomonsinseln, den Marschall-Archipel,
die Karolinen, Marianen und Palauinseln und den größeren
Teil der Samoagruppe. Dieses Besitztum gibt dem Deutschen
Reiche die Vorherrschaft über einen großen Teil des westlichen
Großen Ozeans. Es beherrscht sowohl die Durchgangsstraße
von Südasien und Australien nach Südamerika als auch die
Fahrbahn von Japan nach Australien. Der deutsche Schiffs-
verkehr in diesem Gebiete liegt hauptsächlich in den Händen
des Norddeutschen Lloyd, der fortgesetzt bemüht ist, seinen
Einfluß hier auszudehnen. Er unterhält auf den Linien
Singapore—neu-Guinea—australien und Hongkong—marianen
-—Karolinen—australien einen regelmäßigen Verkehr. Auf
Grund eines Vertrages der Reichspostverwaltung mit der Jaluit-
gesellschaft hat diese sich verpflichtet, eine Postdampferlinie von
Sydney über Jaluit, Ponape, Yap nach Palau und zurück über
Ponape, Jaluit nach Sydney zu unterhalten.
bb. Übei'landwege.
Bisher genossen die Seewege unter den Welthandelsstraßen
den Vorzug. In neuerer Zeit aber legt man auch der Anlage
gewaltiger Verkehrslinien über Land große Bedeutung bei.
Für Deutschlands Welthandel werden zunächst nur zwei
Uberlandrouten eine höhere Bedeutung erlangen, nämlich die
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Ostasiens Küstenverkehr_Hinterindiens Chinas Deutschland Deutschland Ostasien Deutschlands Südamerika Japan Australien Norddeutschen_Lloyd Sydney Sydney Deutschlands
155
dampfer mit einer Besatzung von 6000 bis 7000 Personen
und ein Betriebskapital von 110 Mill. Mark. Eine Vorstellung
von den Riesenfortschritten dieser beiden Gesellschaften sowie
der gesamten deutschen Schiffbaukunst erhält man, wenn
man die heutigen Ozeanfahrzeuge mit denen vor 50 Jahren
vergleicht. Der 1847 gebaute Segler »Deutschland«, der
damals größte und schnellste der Hamburg-Amerika-Linie,
hatte nur einen Raumgehalt von 717 Tons, während der im
Besitze der Gesellschaft befindliche Postschnelldampfer gleichen
Namens, der am 10. Januar 1900 auf der Werft des Vulkan
in Stettin vom Stapel lief, 16 502 Tons faßt, also 23 mal
größer ist als jener. Im Gegensatz zur Hamburg-Amerika-
Linie, die gleich mit Beginn ihres Betriebes den transatlantischen
Verkehr mit New York durch eine Anzahl guter Segelschiffe
eröffnete, mußte sich der Norddeutsche Lloyd im ersten Jahre
seines Bestehens auf einen Verkehr mit England beschränken,
da die für die transatlantischen Fahrten erforderlichen Dampfer
erst in England und Schottland in Bestellung gegeben werden
mußten. Im Sommer 1858 konnte mit dem Dampfer »Bremen«
der Schiffsverkehr zwischen Bremen und New York seinen
Anfang nehmen. Die Hamburg-Amerika-Linie hatte bereits
zwei Jahre früher die beiden Dampfer »Borussia« und
»Hammonia« für den Amerikaverkehr in Dienst gestellt. Im
Jahre 1860 wurde dem Norddeutschen Lloyd die Beförderung
der amerikanischen und englischen Postsachen übertragen,
was für die Weiterentwicklung dieses Unternehmens, die durch
den amerikanischen Bürgerkrieg in den sechziger Jahren und
durch den deutsch-französischen Krieg nur vorübergehend
gehemmt wurde, von Bedeutung war. Zu der Linie Bremen
—New York, die erst einen vierzehntägigen, seit 1867 aber
einen achttägigen Verkehr unterhielt, traten neue Linien nach
Baltimore, Westindien und Südamerika hinzu. Die letzt-
genannte Linie mußte der fortgesetzten Verkehrssteigerungen
wegen in zwei Routen (Brasilien und La Plata) geteilt werden.
Die Hamburg-Amerika-Linie, die 1860 bereits 8 Dampfer
für den überseeischen Verkehr besaß, dehnte ihre Fahrten
nach und nach auf Westindien, Mexiko und Südamerika aus.
Das 9. Jahrzehnt wurde für beide Gesellschaften dadurch
von größter Bedeutung, daß der Norddeutsche Lloyd zu Anfang
der 80 er Jahre Schnelldampfer, die Hamburg-Amerika-Linie
gegen Ende dieses Jahrzehnts große und prächtig ausgestattete
Doppelschraubendampfer in den Betrieb einstellte. Die Über-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
Extrahierte Ortsnamen: Stettin England England Schottland Bremen New_York Baltimore Westindien Brasilien La_Plata Westindien Mexiko
156 —
fahrt von Deutschland nach New York, die bis dahin über
12 Tage in Anspruch nahm, wurde nunmehr in 8 bis 9 Tagen
ausgeführt. Das Jahr 1885 brachte einen für die Weiter-
entwicklung des Norddeutschen Lloyd höchst wichtigen Vertrag
mit dem Deutschen Reiche, auf Grund dessen von der Ge-
sellschaft Postdampferlinien nach Ostasien und Australien ein-
gerichtet und unterhalten wurden. Von Bedeutung für die
Förderung des deutschen Schiffsbaues war diejenige Be-
stimmung des Vertrages, welche forderte, daß die neuen
Dampfer auf deutschen Werften gebaut sein mußten. Im
Sommer 1886 kamen die Reichspostdampferlinien mit drei
großen, von dem Stettiner »Vulkan« gelieferten Dampfern
(»Preußen«, »Bayern« und »Sachsen«) zur Eröffnung. Die
Hauptlinie nach China erhielt Anschlußlinien nach Japan und
Korea, die australische Hauptlinie wurde mit Anschlußlinien
nach den Samoa- und Tonjainseln versehen. Gleichzeitig kam
auch die Zweiglinie Triest—brindisi—alexandrien in Betrieb.
Zehn Jahre später richtete auch die Hamburg-Amerika-Linie,
für die mit der Einstellung von Doppelschraubendampfern im
Jahre 1889 die Zeit des grösten und schnellsten Aufschwungs
begann, eine Linie nach Ostasien ein. Für ihre gewaltigen,
herrlich ausgestatteten Postdampfer, mittels deren die Ge-
sellschaft den Personen- und Warenverkehr in regelmäßigen
Fahrten mit den fremden Weltteilen unterhielt, und die von
den Passagieren ihrer außerordentlichen Bequemlichkeit wegen
gern benutzt wurden, erhielt sie eine Subvention des Deutschen
Reiches. Anfang der 90er Jahre folgte der Norddeutsche
Lloyd mit der Einstellung von Doppelschraubendampfern nach
und richtete außerdem 2 neue Linien Genua—new York und
Bremen—new York ein. Letztere, hauptsächlich für den
Frachtverkehr bestimmt, erhielt den Namen Rolandshnie. Als
jüngstes Ereignis in der Geschichte der beiden Reederei-
gesellschaften mag die Einstellung von modernen Riesenschnell-
dampfern in den transozeanischen Verkehr erwähnt werden.
Der Norddeutsche Lloyd machte darin mit dem Dampfer
»Kaiser Wilhelm der Große«, der im Mai 1897 vom Stapel
lief, den Anfang. Als dritten und größten stellte er im vorigen
Jahre »Kaiser Wilhelm Ii.« in die Fahrt.
Der größte Riesenschnelldampfer der Hamburg-Amerika-
Linie ist die am 10. Januar 1900 in Betrieb gestellte »Deutsch-
land«.
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Extrahierte Personennamen: Lloyd Lloyd Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ostasien Australien China Japan Korea Ostasien Norddeutsche
Lloyd Bremen—new_York
— 54 —
machen, wenn man bedenkt, daß der Detroitfluß (die Verbindung
von Huron- und Eriesee) einen Gütertransport gleich drei Vierteln
des Verkehrs aller deutschen Binnengewässer vermittelt. — Unter
den Eisenbahnlinien (1906: 33 150 km) ist die Pacificbahn
die hervorragendste. (Gib Ausgangs- und Endpunkte an ! Bezeichne
Orte an ihrer Route !) Eine zweite Durchquerung Canadas (Winnipeg-
Port Simpson) geht (1907) ihrer Vollendung entgegen und eine dritte
wichtige Bahn (Port Simpson—prince Albert) ist im Bau begriffen. —
Dem Außenhandel dienen die Häfen Halifax, Quebec und Montreal
sowie Vancouver und Victoria, von welchen die britischen Linien
nach Asien und Australien auslaufen (Kabelverbindung!).
Von hervorragender Bedeutung ist Canada als Faktor in der großen
Welthandelspolitik. Es ist das Durchgangsgebiet für den Schnellverkehr
Europas nach dem fernen Osten ; die Route Southampton—tientsin ist
schon jetzt mindestens zwei Tage kürzer, wenn sie über Montreal, als
wenn sie über New York geht, und wird durch den erwähnten Ausbau
der Bahnen nach Port Simpson weiter verbessert werden. Berück-
sichtigt man, daß das Gewicht des Welthandels sich immer mehr nach
dem Osten verschiebt, und daß Canada als Durchgangsgebiet dem Ver-
kehr aus seinem reichen Hinterland Zufuhren in unbegrenzten Mengen
eröffnet, so ergibt sich deutlich, welche außerordentlichen Interessen in
dieser Richtung für die europäischen Großhandelsmächte liegen.
Stelle die wichtigsten Ausfuhrartikel zusammen! Ein-
geführt werden Fabrikate aller Art. Deutschland bezog 1906
von Britisch-Nordamerika für 11,3 Mill. M Waren, führte dagegen
für 24,5 Mill. M. dorthin aus, in der Hauptsache Kleider und Eisen-
bahnmaterial.
Das handelspolitische Verhältnis zwischen den beiden Staaten
erfuhr 1897 eine Trübung, als Canada die Zölle auf englische Ware um
ein Achtel und später gar um ein Drittel heruntersetzte, was die deutsche
Regierung veranlaßte, ihm die Meistbegünstigung zu entziehen. Canada
beantwortete diese Maßregel mit einer Zollerhöhung von 33%% auf
deutsche Waren, so daß unsere Ausfuhr dorthin wesentlich herunterging.
Von jetzt ab wurden canadische Waren bei uns nach dem autonomen
Zolltarif abgefertigt, und es ging nun die Einfuhr nach Deutschland
noch mehr zurück als unsere Ausfuhr nach Canada. Dieser Umstand
scheint die canadische Regierung bewogen zu haben, dem Zollkriege ein
Ende zu machen. Sie hat 1907 einen neuen Tarif geschaffen, der auch
dem Deutschen Reiche zugestanden werden soll, wenn dieses Canada
wieder die Meistbegünstigung gewährt.
b) Britisch-Westindien. In der Hauptsache bestehen die englischen
Besitzungen zwischen Nord- und Südamerika aus der Insel Jamaika,
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Extrahierte Personennamen: Canadas Simpson Albert) Victoria Canada Simpson Canada
Extrahierte Ortsnamen: Halifax Quebec Montreal Asien Europas Canada Deutschland Deutschland Canada Südamerika Jamaika
— 55 —
den Bahamainsein und dem größeren Teil der Kleinen Antillen,
von denen Trinidad die bedeutendste ist. Alle diese Inseln haben für
das Mutterland Bedeutung durch den Plantagenbau, der Zuckerrohr
(Rum), Vanille, Kakao, Tabak, Kaffee hervorbringt. Kulturhistorisch
denkwürdig ist die Insel San Salvador aus der Bahamagruppe (Landung
des Columbus, 12. Oktober 1492). Reich an nutzbaren Hölzern, und daher
wichtig für den englischen Schiffbau, ist der Bezirk von Britisch-
Honduras. Hauptniederlassung Belize ; Ausfuhrartikel Mahagoni, Teak-
und Campecheholz. Britisch - Guayana mit dem Hauptort George-
town bringt reiche Erträge an Gummi, Hölzern, Tabak, Kakao, Vanille.
4. In Australien.
a) Der Australische Staatenbund. Er besteht aus dem Festlande
von Australien und der im Süden vorgelagerten Insel Tasmania
(rund 8 Mill, qkm mit 4,4 Mill. Einwohnern) und liegt je zur Hälfte
nördlich und südlich vom Wendekreise des Steinbocks. — Australien
ist eine Hochfläche, deren Ost- und Westrand ziemlich stark ansteigt.
Eine allmähliche Abdachung zur Küste bildet nur das Stromsystem
des Murray mit seinem Nebenfluß Darling. Was ergibt sich daraus
für den Verkehr mit dem Innern? Die fruchtbaren Tiefebenen
liegen ganz verstreut, und die Besiedelung kann fast nur von der
Küste aus erfolgen. — Das Klima Australiens ist, seiner Lage ent-
sprechend, im Innern und im Norden heiß und trocken, im südlichen
Teile gemäßigt und der Gesundheit zuträglicher.
Für den Ackerbau eignet sich ungefähr die Hälfte der Boden-
fläche, jedoch ist erst ein Vierzigstel davon in Anbau genommen.
Im gemäßigten Süden gedeihen Weizen und Mais, im Gebirgslande
Hafer. Die Kartoffel findet sich besonders in Tasmania und Neu-
Süd-Wales, Reis- und Zuckerrohrkultur beginnt sich in den Flußtälern
auszubreiten. Die Küstenstriche sind für Obst- und Gemüsebau
geeignet; man zieht Bananen, Orangen, Ananas, Mandeln, Oliven
und vom Obst der gemäßigten Zone Pflaumen, Pfirsiche, Erdbeeren.
Auch gedeiht an sonnigen Gebirgsabhängen die Weinrebe. (Erste An-
pflanzung von Deutschen!) Der Tabakbau (Neu-Süd-Wales und
Victoria) ist von größerer Bedeutung als der Kaffeebau. — Die
Tierzucht ist besser entwickelt als der Ackerbau. In den Steppen
des Innern blüht die Schafzucht, welche im Jahre 1906/07 mehr
als 2 Mill. Ballen Wolle i. W. von rund 600 Mill. M für die Ausfuhr
lieferte (Zahl der Schafe 1902: 74,3 Mill. Stück). Abnehmer sind von
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
— 56 —
Sydney und Melbourne aus hauptsächlich Großbritannien, Frank-
reich, Belgien und Deutschland. Das Fleisch wird ebenfalls und
zwar in gefrorenem Zustande nach England ausgeführt. Die öst-
lichen Kolonien besitzen gewaltige Rindviehherden und haben
bedeutende Butter- und Käseproduktion. Große Erträge wirft
ferner die Pferdezucht ab. Für Steppenreisen ist das Kamel ein-
geführt worden, und es hat sich wie auch die vorgenannten sämtlich
eingeführten Tierarten gut akklimatisiert, dagegen ist das eben-
falls von Europa herübergebrachte Kaninchen zur Landplage
geworden.
Groß ist der Reichtum des Bodens an Mineralschätzen. Gold
wird in Westaustralien, Victoria, Queensland und Neu-Süd-Wales in
bedeutender Menge gefunden. Die Ausbeute betrug 1905 129 291 kg
i. W. von 361 Mill. M.
Die Goldausbeute der Hauptgoldländer betrug 1905:
Britisch-Südafrika . . 460 Mill. M Mexiko.....68 Mill. M
Union.......380 ,, „ Canada.....60 ,, „
Australien.....361 ,, ,, Britisch-Indien . . 49 „ ,,
Russisches Reich . . 94 ,, ,,
Silber liefert Neu-Süd-Wales (1905 für 31 Mill. M), Kupfer
Tasmania und Süd-Australien. Weniger ertragreich sind die Zinn-
und Bleigruben, ebenso die Kohlenbergwerke von Neu-Süd-Wales
(Newcastle [1905 nur 6,7 Mill. t]). Zu erwähnen sind ferner noch
Edel- und Wertsteine sowie Eisenerz. Wie die Landwirtschaft, so
leidet auch der Bergwerksbetrieb, besonders die Goldwäscherei, zeit-
weilig sehr unter der großen Dürre.
Von einer entwickelten Industrie kann man in Australien
trotz der reichen Bodenschätze noch nicht sprechen, obwohl vielfach
Ansätze vorhanden sind; das Land ist vorläufig noch ein Rohstoff-
exportstaat. — Handel und Verkehr leiden unter der ungeheuren
Entfernung Australiens von der Landhalbkugel. Gib nach der Welt-
verkehrskarte die Dauer einzelner Dampferfahrten an ! Für den
Binnenverkehr spielen die Flüsse gar keine Rolle, weshalb man
den Bau von Eisenbahnen energisch förderte (1906: 23 925 km).
Anfangs- und Endstrecke einer transkontinentalen Verbindung sind
schon weit ins Innere vorgerückt, dem Überlandtelegraphen
folgend. Nenne die beiden Ausgangspunkte ! Die Hauptlinie des
Südostens, Adelaide—brisbane durchfährt der Zug in 3% Tagen.
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